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Debatten, 3D-Touren, Podcasts, Yoga

Allm�hlich �ffnen Museen und Ausstellungsorte wieder – aber unter strengen Hygieneauflagen. Zugleich geh�ren die digitalen Formate, die sich in der Pandemie rasant entwickelt haben, immer mehr zum Ausstellungskonzept, zur Kunst. Wir alle sehnen uns nach gemeinsamen, realen Kunsterlebnisse, wollen aber auch den neuen Zugang zur Kunst auf unserer Couch nicht mehr missen. ArtMag stellt Onlineangebote vor, die begeistern, bilden und ber�hren.
Zum zweiten Mal wird in diesem Jahr der Deutsche Bank Frieze Los Angeles Film Award vergeben. Initiiert wurde der Preis von der Deutschen Bank in Partnerschaft mit der Messe, der renommierten Agentur Endeavor Content und der preisgekr�nten Ghetto Film School. Zehn junge Filmemacher*innen, die zwischen 20 und 34 Jahre alt sind, werden nach einem Open Call ausgew�hlt und dann von der Filmschule mit Mentoren, praktischer und k�nstlerischer Unterst�tzung in einem viermonatigen Programm intensiv betreut. Der Gewinner oder die Gewinnerin erh�lt ein Preisgeld von 10.000 Euro. Die Aufgabe: einen Kurzfilm realisieren, der von der k�nstlerischen, sozialen oder kulturellen Landschaft von Los Angeles inspiriert ist. Und erstmalig wird es einen Publikumspreis geben – bei dem auch Sie bis zum 11. Juni unter diesem Link abstimmen k�nnen.

Museen werden immer mehr zu Zukunftslaboren und interdisziplin�re Debattenr�umen. Das zeigt auch das neue Diskursformat, das die Bundeskunsthalle in Bonn gestartet hat. Der Kunstkritiker und Kurator Kolja Reichert konzipiert und moderiert als Programmkurator der Bundeskunsthalle mit Schwerpunkt Diskurs die neu geschaffene Programmreihe STUDIO BONN. Im nostalgisch-modernistischen Ambiente des ehemaligen Kanzlerbungalows, das an die goldenen Zeiten der ehemaligen BRD erinnert, sollen es sich die G�ste nicht zu gem�tlich machen. Gemeinsam mit internationalen K�nstler*innen, Wissenschaftler*innen, Entwickler*innen und Aktivist*innen diskutiert Reichert Fragen, die die Gesellschaften von morgen bestimmen werden. Den Anfang machten Kulturstaatsministerin Monika Gr�tters und die Intendantin der Bundeskunsthalle, Eva Kraus. Im Juli wird es etwas weniger staatstragend. Dann sind der Literaturwissenschaftler Joseph Vogl, die K�nstlerin Hito Steyerl und der Musiker Ville Haimala von der Band Amnesia Scanner zu Gast.

Gerade waren ihre New Normal Pictures in der Londoner Galerie White Cube zu sehen, die Schirn zeigt mit GILBERT & GEORGE. THE GREAT EXHIBITION noch bis in den September eine gigantische Werkschau des Londoner K�nstlerpaares. Nat�rlich wollten es sich der Schauspieler Russell Tovey und der Galerist Robert Diament nicht nehmen lassen, Gilbert & George zu Talk Art einzuladen, einem der angesagtesten Kunst-Podcasts �berhaupt. Wie sich herausstellte, fanden sie dabei ihren Match, herausgekommen ist dabei eine humorvolle, bitterb�se und absolut exzentrische Konversation – in der Gilbert & George unter anderem verraten, warum sie Boris Johnson unterst�tzen oder ihre K�rperausscheidungen fotografieren.
 
Die von Okwui Enwezor 2002 kuratierte documenta ver�nderte die Sicht auf die Gegenwartskunst. Als erstes gro�es Kunstereignis war sie wirklich global, forderte eine Abkehr von der immer noch eurozentrischen Sicht, stellte Afrika in den Fokus und forderte die kritische Auseinandersetzung mit dem Erbe des Kolonialismus ein. Daf�r richte Enwezor damals verschiedene „Plattformen“ an unterschiedlichen Stellen auf der Welt ein. Jetzt hat das documenta archiv dem legend�ren nigerianischen Kurator und Ausstellungsmacher, der 2019 viel zu fr�h verstarb, als Hommage eine weitere digitale Plattform eingerichtet. Die Platform6 versammelt historische Materialien aus dem documenta archiv: Katalogbeitr�ge, Texte, Videos und Fotos. Hinzu kommen neue Beitr�ge von Kurator*innen, K�nstler*innen und Wegbegleiter*innen Enwezors, etwa von Thomas Hirschhorn, Alfredo Jaar, Isaac Julien, Geeta Kapur, Yinka Shonibare, Terry Smith oder Vivan Sundaram.

Joseph Beuys w�re in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Eine ganz besondere Initiative startet das Goethe-Institut in Izmir, das zum Jubil�um eine Reihe von Workshops, Screenings, Konzerten und Ausstellungen veranstaltet, darunter auch eine virtuelle Tour durch eine Ausstellung der Sammlung Deutsche Bank, Beuys und seine Sch�ler, die Ende der 2000er-Jahre durch Europa und Lateinamerika tourte und 2009 im Sabancı Museum in Istanbul zu sehen war. Mit dabei sind J�rg Immendorff, Anselm Kiefer, Imi Knoebel, Inge Mahn, Blinky Palermo und Katharina Sieverding.

Noch bis zum 6. April streamen die Berliner Kunst-Werke das Projekt The Last Museum, das als Hybrid zwischen realer und digitaler Ausstellung in die Zeit passt. Das Projekt erforscht die Spannungen zwischen dem vermeintlichen "�berall" des Digitalen und seiner Beziehung zu konkreten Orten und Objekten. Daf�r wurden sechs K�nstler*innen aus Deutschland, Brasilien, Australien, Thailand, Ghana, Kanada und dem Irak mit der Schaffung einer Skulpturengruppe beauftragt – an einem frei gew�hlten physischen Ort ihrer Wahl. Einzige Bedingung war, dass der Ort mit Kommunikationsinfrastrukturen verbunden ist. Jede skulpturale Intervention wurde von den K�nstler*innen aufgezeichnet und dann in die interaktive digitale Ausstellung �berf�hrt. Die Orte reichen dabei von einem ber�chtigten Hackerspace in Berlin �ber eine Forschungsstation f�r kosmische Strahlung in den Rocky Mountains bis zu einer halb fertiggestellten Leichenhalle in Accra/Ghana. Ein wirklicher Trip.

Und noch ein Trip: Die ganze Welt liebt die inzwischen 92-j�hrige japanische K�nstlerin Yayoi Kusama. Ihre mit flirrenden Mustern und den ber�hmten „Polka Dots“ durchzogenen, kinetischen Installationen, wie die ber�hmten Infinity-Mirror Rooms, bieten psychedelische Raum- und Farberfahrungen. Und sind weltweit beliebte Hintergr�nde f�r Selfies und Instagram-Posts. Kusama, die auch Mode entwarf und sp�ter mit Louis Vuitton zusammenarbeitete, ist heute die wohl ber�hmteste K�nstlerin der Welt. Jetzt zeigt der Berliner Gropius Bau ihre bislang gr��te, von Stephanie Rosenthal kuratierte Retrospektive. Wenn die Ausstellung wieder �ffnen darf, begr��t sie ihr Publikum mit einer spektakul�ren Installation aus leuchtend pink gepunkteten Tentakeln im Lichthof. Zugleich verfolgt die Schau den Werdegang von Kusamas fr�hen Gem�lden und Skulpturen der 1960er-Jahre bis zu den heutigen, immersiven Installationen. Nat�rlich sind die Zeitfenster f�r einen Besuch blitzschnell ausgebucht. Alle, die es nicht schaffen, finden auf der Homepage des Gropius Baus aber ein fantastisch aufbereitetes Angebot: 3D-Touren, F�hrungen, Filme, Texte. Ein absolutes Muss f�r jeden Kusama-Fan.

Eine weitere Super-K�nstlerin ist nat�rlich auch Marina Abramović, die Ausdauer-Performance in die Popkultur gebracht hat. Gerade hat sie noch eine digitale Performance f�r Art:LIVE, das digitale Programm von Deutscher Bank und Frieze New York konzipiert, jetzt hat sie f�r den Dienstleister WeTransfer die Rolle der Kuratorin �bernommen und stellt f�nf aufstrebende Performance-K�nstler*innen aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt vor. Die Streaming-Performances sind perfekt gemacht, bieten spannende Entdeckungen und sind dabei sehr unterhaltsam.

Eine Seite, die ausschlie�lich den „gro�en“ K�nstlerinnen gewidmet ist, das h�rt sich erst einmal sehr wichtig an. Ist es auch. Denn noch immer werden Frauen in der Kunst marginalisiert und unterdr�ckt. Die Londoner Kunsthistorikerin, Kuratorin und Podcasterin Katy Hessel hat deshalb eine einzigartige Plattform geschaffen, die weibliche Kunstgeschichte aufarbeitet. Das reicht von Artemisia Gentileschi �ber Paula Modersohn-Becker bis zu Gegenwartsk�nstlerinnen wie Lubaina Himid oder Julie Mehretu, die auch selbst zu Gast sind. Prominente Schriftstellerinnen wie Ali Smith stellen ihre Lieblingsk�nstlerinnen f�r jede Jahreszeit vor, Jennifer Higgie, Mitbegr�nderin des Kunstmagazins Frieze, gibt eine Einf�hrung zu Suzanne Valadon und Stephanie Rosenthal erz�hlt �ber ihre Kusama-Ausstellung. Gro�artig.

Decentralise hei�t ein neues interaktives Online-Projekt, f�r das sich das renommierte Londoner Somerset House, ein Zentrum f�r Bildung und Kunst, mit dem innovativen Design Studio COMUZI zusammengetan hat. Decentralise dokumentiert die Kulturgeschichte der Black British Art, erkl�rt, was Afronowism and Afrofuturismus sind und bietet virtuelle Begegnungen mit Kunstwerken aus fr�heren Ausstellungen zum Thema. Die Initiative ist Teil des Anti-Racism Pledge des Somerset House, wobei sich die Institution zum Kampf gegen Rassismus verpflichtet. Nachahmenswert.

2020 war die K�nstlerin Martine Syms in der von der Deutschen Bank gef�rderten Ausstellung Uncanny Valley im de Young Museum in San Francisco dabei, die sich mit den dunklen Seiten von K�nstlicher Intelligenz besch�ftigte. Inzwischen ist sie Gastgeberin bei einem Podcast zum Thema. In der sechsteiligen Serie Mirror with a Memory besch�ftigen sich K�nstler*innen und Expert*innen mit den Zusammenh�ngen zwischen Fotografie, K�nstlicher Intelligenz und �berwachung.

Gestresst von der ganzen Kunst? Sounds of the Earth oder Take Me to Your Happy Place lauten die Titel der Folgen von Slow Radio, einer Podcast-Serie der BBC, die auf der Stelle entschleunigt. Das Programm bietet akustische meditative Reisen in die unterschiedlichsten Welten. �ber zehn Sendungen wurden bereits produziert, etwa �ber meditierende M�nche, einen Fluss in Schottland oder einen Nachtschw�rmer-Ausflug in einem Ausgehviertel in Tokio. Slow Radio ist eine Meditation �ber andere Welten und bietet �berraschende Einblicke – seit kurzem sogar in das Leben einer indischen Kuh.

Man kann allerdings auch beides genie�en, Entspannung und Kunst. In Pandemie-Zeiten scheint alles m�glich. Die Videoreihe RuhrKulturVibes bietet 30-min�tige Yogasessions an, in den laufenden Ausstellungen von Museen und renommierten Kunstinstitutionen im Ruhrgebiet. Performancek�nstler und T�nzer Dwayne Holliday f�hrt in den Yoga-Einheiten zum meditativen Kunstgenuss, so kann w�hrend der Bewegungsabl�ufe die Kunst aus einer aktiven und neuen Perspektive betrachtet werden. Mit dabei sind unter anderem das Museum Ostwall im Dortmunder U oder das Duisburger Lehmbruck Museum, wo Sonnengru� und aufschauender Hund gleich neben Oskar Schlemmer vorgef�hrt werden. Viel Spa� beim Nachmachen!