Anna Molska & Wojciech Bakowski, Completed, 2009. Videostill. Courtesy Foksal Gallery Foundation, Warschau
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Monika Sosnowska, Untitled, 2010. Courtesy Alastair Cookson
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Zuzanna Janin, Pasygraphy. Solaris I (Hommage a St. Lem), 2008. Installation view Museum Morsbroich, Leverkusen. Courtesy lokal_30 Gallery,Warsaw. Photo: Museum Morsbroich, Leverkusen
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Jan Mioduszweski, Desk, 2007, Shelf, 2008. Courtesy lokal_30, Warschau
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Aneta Grzeszykowska, Headache, 2008. Video still. Courtesy the artist & Raster Gallery, Warsaw
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Konrad Smolenski, The End of Radio, 2012. Courtesy LETO Gallery, Warsaw
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Konrad Smolenski, The End of Radio, 2012.Installation view Museum Morsbroich, Leverkusen. Courtesy LETO Gallery, Warsaw. Photo: Museum Morsbroich
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Maciej Kurak, 7000 Bar, 2013. Installation view Museum Morsbroich, Leverkusen. Courtesy local_30 Gallery, Warsaw. Photo: Museum Morsbroich, Leverkusen
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Eine
Parabel über gesellschaftliche Vereinzelung und Isolation: Aus dem Off
raunt eine sanfte Stimme Botschaften wie „Prüfe deine Zahnfüllungen“
oder „Du fühlst dich gut“. „Gut, gut…“ antwortet daraufhin eine Gruppe
von Männern, die in Rollstühlen auf einem Flugfeld herumfahren. Anna Molskas und Wojciech Bakowskis Videoarbeit Completed
(2009) zeigt ein absurdes Szenario – wie ferngesteuert bewegen sich die
Männer innerhalb eines großen, auf den Asphalt gemalten Kreises. Doch
jeder rollt hier für sich allein. Es entsteht keine Choreografie, keine
Gemeinschaft.
Twisted Entities. Zeitgenössische polnische Kunst heißt die Ausstellung im Leverkusener Museum Morsbroich, in der Completed
jetzt zu sehen ist – gemeinsam mit Videos, Installationen und
Skulpturen, die zeigen, wie sehr die aktuelle polnische Szene im
Aufwind ist. Das Gebrochene, „Verdrehte“, das der Ausstellungstitel
bereits andeutet, bezieht sich nicht nur auf die polnische Gesellschaft
oder auf das Selbstverständnis einer neuen Künstlergeneration. Es geht
auch um das Spiel mit den Medien, den Austausch zwischen
unterschiedlichen Genres und Disziplinen, der für viele jüngere
Künstler so typisch ist.
Dieser Trend zeichnete sich auch schon seit längerem bei „Views“ ab, dem wichtigsten Preis für polnische Gegenwartskunst, der 2003 von der Warschauer Zacheta Nationalgalerie gemeinsam mit der Deutschen Bank Polska und der Deutsche Bank Stiftung
initiiert wurde. Diesen Herbst wird die Auszeichnung zum 6. Mal
vergeben. Alle zwei Jahre präsentieren die Nominierten in der
Nationalgalerie ihre jüngsten Werke. So war es auch mit Completed.
Das mit Hilfe der Deutsche Bank Stiftung realisierte Video wurde hier
2009 gezeigt. Wie wichtig „Views“ als Plattform für junge polnische
Kunst inzwischen geworden ist, zeigt auch die Ausstellung in
Morsbroich: Unter den 14 Künstlern in Twisted Entities finden sich neun, die für die Auszeichnung nominiert waren, drei von ihnen zählen zu den "Views"-Preisträgern.
So etwa Konrad Smoleński, der 2011 ausgezeichnet wurde. Für The End of Radio
(2011) hat er in einem der Museumsräume eine Barrikade aus Dutzenden
von Mikrophonen installiert. Hier dienen sie allerdings nicht dazu,
Stimmen aufzunehmen. Im Gegenteil. Den Mikrophonen entströmen
verzerrte, sich überlagernde Stimmen. The End of Radio
verbreitet eine unterschwellige Aggression, das Gefühl, das
Stimmengewirr könnte jederzeit zu ohrenbetäubendem Lärm anschwellen.
Smoleński verändert auch die Wahrnehmung des Ausstellungsraums: Der
White Cube erscheint plötzlich als Ort einer latenten Bedrohung. Ob Aneta Grzeszykowska in der Videoarbeit Headache ihren eigenen nackten Körper zerstückelt, um die Fragmente zu bizarren Konstellationen neu zusammenzusetzen oder Monika Sosnowska ein Absperrgitter aus der sozialistischen Ära in ein dynamisches Liniengeflecht transformiert – in Twisted Entities
werden Objekte, Körper und Räume dekonstruiert, verschoben und
verdreht, um so Normen, Ordnungen und Regeln in Frage zu stellen.
Twisted Entities Zeitgenössische polnische Kunst 27. Januar – 28. April 2013 Museum Morsbroich, Leverkusen
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