Cai Guo-Qiang creating the gunpowder drawing Day and Night, Taipei, 2009. Photo by On-Works
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Cai Guo-Qiang, Head On, 2006
99 life-sized replicas of wolves and glass wall. Wolves: gauze, resin, and painted hide
Deutsche Bank Collection, commissioned by Deutsche Bank AG
Installation view at Deutsche Guggenheim, Berlin, 2006. Photo by Hiro Ihara,
courtesy Cai Studio
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Cai Guo-Qiang: Head On, Installation Shot, Deutsche Guggenheim, 2006
Photo: Mathias Schormann, © Cai Guo-Qiang, Deutsche Guggenheim
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Cai Guo-Qiang: Head On, Installation Shot, Deutsche Guggenheim, 2006
Photo: Mathias Schormann, © Cai Guo-Qiang, Deutsche Guggenheim
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Cai Guo-Qiang, Taroko Gorge, 2009
Gunpowder on paper, mounted on wood as an 18-panel folding screen
250 x 900 cm each
Photo by On-Works
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Cai Guo-Qiang, Cultural Melting Bath: Project for the 20th Century, 1997
18 Taihu rocks, hot tub with hydrotherapy jets, bathwater infused with herbs, and
pine trees
Collection of Fonds national d'art contemporain, Musée d’art contemporain de Lyon
Installation view at Queens Museum of Art, 1997. Photo by Hiro Ihara, courtesy Cai
Studio
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Cai Guo-Qiang, Exploding House: Project for Deutsche Guggenheim Berlin, Gunpowder Drawing, 2006, Collection of the artist, © Cai Guo-Qiang
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Cai Guo-Qiang, Transient Rainbow, New York, 2002, © Cai Guo-Qiang
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Cai Guo-Qiang, Inopportune: Stage One, 2004
Nine cars and sequenced multichannel light tubes
Seattle Art Museum, Exhibition copy installed at Solomon R. Guggenheim Museum, New York, 2008, © Solomon R. Guggenheim Foundation New York.
Photo by David Heald
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"Die Leute sagen, dass du mit einem schönen Mädchen oder in einem Internetcafé abhängen kannst. Der Begriff ‚abhängen’ signalisiert, dass man sich wohl fühlt." So erklärt Cai Guo-Qiang den Titel seiner Schau Hanging Out at a Museum. Um den Wellness-Faktor seiner Ausstellung zu erhöhen, hat er auch sein Cultural Melting Bath (1997) installiert – eine Art Badewanne, in der es sich mutige Besucher des Fine Arts Museums in Taipeh gemütlich machen können. Die im Wasser schwimmenden chinesischen Kräuter sollen Körper und Geist der Badenden von möglichen Unreinheiten befreien.
Nach ihrer besucherträchtigen Premiere im New Yorker Guggenheim Museum war die spektakuläre Retrospektive des chinesischen Kunststars im Rahmen des Kulturprogramms der Olympischen Sommerspiele 2008 im Pekinger National Art Museum of China und im Guggenheim Museum Bilbao zu sehen. In Taipeh füllt sie jetzt den kompletten ersten und zweiten Stock des Fine Arts Museums. Die umfangreichste Ausstellung, die das Haus seit 25 Jahren einer Einzelposition widmet, präsentiert 35 Arbeiten des in New York lebenden Künstlers. Die Ausstellung stellt Cais zweite Zusammenarbeit mit dem Taipei Fine Arts Museum dar. Nach seiner Feuerwerks-Performance Golden Missile (1998) bespielt er jetzt erstmals die hohen, weitläufigen Galerieräume. Einer der Höhepunkte ist dabei Cais Installation Head On – 99 lebensgroße Wölfe, die in einem hohen Bogen gegen eine gläserne Mauer anrennen. Das energiegeladene Raubtierrudel entstand 2006 als Auftragsarbeit für das Deutsche Guggenheim in Berlin und ist nun als Leihgabe der Sammlung Deutsche Bank im Taipeh zu sehen. Inspiriert von der Berliner Mauer versteht sie der Künstler als Sinnbild für "die universelle menschliche Tragödie, die aus diesem blinden Vorwärtsstürmen resultiert, aus der Kompromisslosigkeit, mit der wir versuchen, unsere Ziele durchzusetzen", so Cai in einem Interview für ArtMag.
In Taipeh möchte Cai das Publikum verstärkt in die Ausstellung einbinden, nicht nur mit seinem Cultural Melting Bath. Das Museum hat zwei taiwanesische Celebrities als Botschafter der Schau gewinnen können, die für Publicity sorgen sollen: das populäre Model Lin Chi-ling und den TV-Moderator Tsai Kang-yong. Ganz bewusst hat Cai zudem im Huashan Culture Park Arbeiten vor Augen der Öffentlichkeit realisiert. Bei Day and Night und Taroko Gorge handelt es sich um so genannte "Gunpowder Drawings" – großformatige Zeichnungen, die bei Explosionen von Schwarzpulver auf mit Schablonen belegten Papierbahnen entstehen. In Day and Night themtisiert Cai den nackten weiblichen Körper, während Taroko Gorge von den eindrucksvollen Landschaften im Osten Taiwans inspiriert wurde. Neben Schwarzpulver gehören auch Feuerwerkskörper zu den bevorzugten Materialien des Künstlers. Seine "Explosion Events" hat Cai schon in New York, Warschau oder London realisiert. Und natürlich in Peking, wo seine Feuerwerke für die Eröffnungs- und Abschlussfeiern der Olympischen Sommerspiele 2008 von Hunderten Millionen Fernsehzuschauern verfolgt wurden.
Seit den frühen neunziger Jahren hat der 1957 geborene Künstler rund um den Globus eine Vielzahl von Projekten verwirklicht. So kuratierte Cai 2005 den ersten chinesischen Pavillon auf der Biennale in Venedig. In seinem Werk unterminiert er vorgeprägte Wahrnehmungsmuster. Ob er aufwändige Installationen realisiert, seine explosive Kunst auf Papier bannt oder den Himmel mit Farbfontänen, Brücken oder Drachen illuminiert – sämtliche von Cai Guo-Qiangs Arbeiten verbinden chinesische Kultur mit westlichem, postkonzeptionellem Denken. Sie fordern den Betrachter immer wieder auf, sich mit anderen Realitäten auseinanderzusetzen und konfrontieren ihn mit den Widersprüchen einer globalisierten Welt.
Achim Drucks
Cai Guo-Qiang - Hanging Out at the Museum
Fine Arts Museum, Taipeh
21.11.2009 - 02.02.2010
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