Temporäre Kunsthalle Berlin: Façade design “Echo” by Bettina Pousttchi.
Photo: Benjamin Pritzkuleit, © Bettina Pousttchi, Courtesy Buchmann Galerie, Berlin
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Karin Sander's highly polished "Wall Pieces" (2004) at the Deutsche Bank’s ibc building in Frankfurt
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Karin Sander, polished egg, 1994, Deutsche Bank Collection
© Karin Sander
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Von John Armleder bis Ralf Ziervogel – ganze 566 in Berlin arbeitende Künstler beteiligen sich an Karin Sanders Projekt für die Temporäre Kunsthalle. Betritt man den White Cube sieht man allerdings erst einmal – nichts. Wo Kirstine Roepstorff kürzlich für Scorpio’s Garden Bilder, Skulpturen und Installationen wuchern ließ, herrscht gähnende Leere. Für Zeigen. Eine Audiotour durch Berlin verzichtet Sander ganz auf visuelle Werke, an den Wänden sind lediglich die Namen der eingeladenen Künstler zu lesen. Deren Arbeiten finden sich auf Audioguides. Denn für ihre "Ausstellung" hat die Konzeptkünstlerin Kollegen gebeten, eine eigene künstlerische Arbeit zu beschreiben oder in einen Audiobeitrag zu übersetzen. Beteiligt haben sich ganz unterschiedliche (Wahl)Berliner – neben Malern wie Rainer Fetting oder Bernhard Martin und Zeichnern wie Marc Brandenburg oder Marcel van Eeden natürlich auch zahlreiche eher konzeptuell arbeitende Künstler: Ayse Erkmen, Andreas Slominski, Rirkrit Tiravanija. Entstanden sind ganz unterschiedliche akustischer Statements – performative, gesungene, frei gesprochene oder vorgelesene. Über Kopfhörer eröffnet sich den Besuchern eine neue Wahrnehmungsebene, die ein imaginatives Erlebnis ermöglicht.
Sander ist mit zahlreichen Arbeiten in der Sammlung Deutsche Bank vertreten und realisierte 2004 auch zwei Wandarbeiten für das ibc in Frankfurt. Ihr aktuelles Projekt lenkt die Aufmerksamkeit auf das Vermögen der Sprache, sinnliche Bilder zu evozieren. Das war auch das Thema ihrer Arbeit wordsearch, die 2002 im Auftrag der Deutschen Bank als Teil der Kunstreihe Moment entstand. Die Künstlerin realisierte die "translinguistische Skulptur" in New York. Das Werk setzte sich aus 250 elementaren Begriffen wie "Haus" oder "Freund" zusammen – in den 250 Sprachen, die man in der Metropole hören kann. Alle Worte wurden in jede der anderen Sprachen übersetzt und am 2. Oktober 2002 in der New York Times gedruckt – dort, wo sonst die Aktienkurse stehen. Der Word Flow ersetzte den Cash Flow und veranschaulichte den kulturellen Reichtum der Stadt. So wie wordsearch auch als New York-Porträt fungierte, schafft Sander mit ihrem aktuellen Projekt ein auditives Abbild Berlins und seiner enormen künstlerischen Vielfalt.
A.D.
Zeigen. Eine Audiotour durch Berlin von Karin Sander
05.12.2009 - 10.01.2010
Temporäre Kunsthalle, Berlin
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