Gratulation! Prominente Kunstpreise für Künstler aus
der Sammlung Deutsche Bank
Gleich drei Künstler aus der
Sammlung Deutsche Bank wurden in diesem Frühjahr mit zwei der begehrtesten
Kunstpreise ausgezeichnet. In den USA vergab das Smithsonian American Art
Museum den Lucelia Artist Award an die junge afro-amerikanische Künstlerin
Kara Walker. Auf der anderen Seite des Globus entschied sich die Jury des
Praemium Imperiale in Japan für ihre diesjährigen Preisträger. Georg
Baselitz und Bruce Nauman erhielten neben drei weiteren Nominierten den
weltweit höchst dotierten Kunstpreis für ihr Lebenswerk.
Lucelia Artist Award 2004 für Kara Walker Ihre Scherenschnitte
sind alles andere als eine harmlose Mädchenbeschäftigung: abgeschlagene
Köpfe, durch die Luft wirbelnde und von Schwänen penetrierte Mädchen,
schwarze Frauen und Kinder gefangen in demütigenden sexuellen Handlungen
mit weissen Männern. Die großflächigen Schattenrisse der
afroamerikanischen Künstlerin
Kara Walker sind bevölkert von Figuren, die das weiße Amerika entwarf -
Bilder geprägt von Vorurteilen und Klischees gegenüber der schwarzen
Bevölkerung des Landes, die aus Afrika verschleppt auf Jahrhunderte der
Sklaverei zurückblickt. (Lesen Sie hierzu ein db artmag-
Interview mit Darius James).

Kara Walker
In ihren Arbeiten verbindet die 1969
in Stockton, Kalifornien, geborene Künstlerin Visionen der Geschichte des
amerikanischen Südens mit ihren eigenen Vorstellungen und Erfahrungen. So
entpuppen sich die scheinbar romantischen Genreszenen aus der „Blütezeit“
der Südstaaten bei näherer Betrachtung als drastische Darstellungen der
Sklavenhaltergesellschaft und zugleich als ein Versuch aktueller
Identitätsbestimmung. Dass Walker sich dabei konsequent über die Grenzen
der political correctness hinwegsetzt, hat schon häufig zu heftiger Kritik
an ihrem Werk geführt. (Lesen Sie hierzu den
Artikel in db artmag).
Jetzt wurde Kara Walker, deren Werk auf der
Biennale von Sao Paulo 2002 die USA repräsentierte und deren Arbeiten 2003
im
Deutsche Guggenheim in Berlin zu sehen waren, mit dem
Lucelia Artist Award 2004 des
Smithsonian American Art Museum geehrt. In der Begründung der Jury heisst
es: „Kara Walker verkörpert die Eigenschaften, die der Lucelia Kunstpreis
zu honorieren trachtet – künstlerische Innovationskraft und den Mut, etwas
zu wagen.“ Besonders bemerkenswert an ihren Arbeiten sei „die
Konzentration auf das Erzählerische, das Walker an die Spitze der
aktuellen Tendenzen des zeitgenössischen künstlerischen Ausdrucks reiht.
(...) Ihre Bilderwelt ist vorausblickend und fordert veraltete,
vorherrschende Positionen heraus. Die Künstlerin verkörpert Stärke und
Ausdauer. Sie greift unsere Erwartungen auf und führt sie ins Extrem.“
Der seit 2001 jährlich verliehene Kunstpreis richtet sich an herausragende
amerikanische Künstler unter 50 Jahren und ist mit $25.000 dotiert.
Praemium Imperiale 2004 für Georg Baselitz und Bruce Nauman Eine
Audienz beim japanischen Kaiserpaar und jeweils 15 Millionen Yen (ca.
114.000 Euro) erwartet die Gewinner des japanischen Kunstpreises
Praemium Imperiale. Auch als „Nobelpreis der Künste“ bezeichnet ist
die Auszeichnung weltweit der höchstdotierte Kunstpreis. Unter den
diesjährigen Preisträgern, die Anfang Juni in der japanischen Botschaft in
Berlin bekannt gegeben wurden, finden sich gleich zwei Künstler aus der
Sammlung Deutsche Bank: der deutsche Maler
Georg Baselitz und der amerikanische Bildhauer
Bruce Nauman.
Seine auf den Kopf gestellten Malereien machten ihn
berühmt, bekannt wurde der 1938 geborene Georg Baselitz jedoch durch einen
Skandal: 1963 beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft
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während einer Ausstellung in Berlin sein Bild
Die große Nacht im Eimer (1962/63), das mit der Darstellung eines
onanierenden Jungen die damaligen Geschmacksnormen herausforderte.

Georg Baselitz
Heute gilt Baselitz als einer der
Wegbereiter des
Neoexpressionismus in den achtziger Jahren, der die moderne Kunst in
Deutschland nachhaltig prägte. Dennoch verwehrt sich der Künstler, der
sich neben der Malerei auch intensiv der Bildhauerei widmet, gegen eine
Einordnung seines Werks in die zeitgenössischen Kunstströmungen. So heisst
es in der Begründung für die Preisvergabe an den deutsche Maler durch die
Jury: „In seiner Karriere hat Baselitz stets den stilistischen Bruch mit
dem Werk seiner Vergangenheit versucht. Zudem speist sich seine
künstlerische Vorstellungskraft aus dem kompletten Inventar der westlichen
Kunst und Kultur.“

Bruce Nauman, Foto: Nauman Studio
Auch das Werk
des zweiten Preisträgers, Bruce Nauman, entzieht sich der eindeutigen
Kategorisierung in eine künstlerische Strömung. Das breite Spektrum der
verwendeten Medien, von der Holografie über Neonröhren bis hin zu
Videoarbeiten, spiegelt die Themenvielfalt seines Oeuvre wider. Die
Arbeiten des 1941 geborenen Künstlers stellen die Bedingungen der
Kunstproduktion ebenso in Frage wie sie die ‚Conditio Humana' untersuchen.
In diesem Sinne setzt Nauman, dessen Ausstellung
Theaters of Experience Anfang des Jahres im Deutsche Guggenheim in
Berlin zu sehen war, bis an die Grenze der körperlichen Belastung gehende
Performance-Strategien als Mittel für eine gesteigerte Selbstwahrnehmung
von Künstler und Betrachter ein. Die Ausweitung seines bildhauerischen
Werks auf die Performance hob das Preis-Komitee des Praemium Imperiale
denn auch besonders hervor: "Das Performance-basierte Werk offenbart
Untersuchungen unserer grundlegendsten Emotionen und psychologischen
Zustände".
Die Gründung der Kulturauszeichnung geht auf
den japanischen Prinzen
Takamatsu zurück, der von 1929 bis 1987 den Vorsitz der Japan Art
Association inne hatte. Ihm zu Ehren wurde der Preis, der den
internationalen Austausch und den Weltfrieden zu fördern trachtet und
durch einen Stiftungsfond und Sponsoren finanziert wird, 1988 ins Leben
gerufen. Seitdem wird die Schirmherrschaft über den Praemium
Imperiale vom japanischen Kaiserhaus übernommen. Die Preisverleihung
findet am 21. Oktober in Tokio statt.
Der in insgesamt fünf Sparten
vergebene Praemium Imperiale wurde außerdem drei weiteren Künstlern
verliehen: dem polnischen Komponisten
Krzysztof Penderecki (1933), dem iranischen Filmregisseur
Abbas Kiarostami (1940) und dem brasilianischen Architekten
Oscar Niemeyer (1907). Alle Preisträger werden für ihren Einfluss auf die
internationale Kunst und Kultur sowie für die gesellschaftliche Bedeutung
ihrer Werke gewürdigt. M.M.
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